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Sonnencremefaktor 50 und eine große Portion Herzlichkeit

von Annette Büttel11.11.2023

Annette und Friedemann Büttel im Interview über ihre Perureise

Es geht rund bei casayohana. Die Stiftung wächst und wächst und wird immer lebendiger und bunter. Deshalb wird es Zeit einmal hinter die Kulissen zu schauen, um zu sehen, was sich in Peru in letzter Zeit so alles getan hat. Annette und Friedemann Büttel, beide aktiv in der Stiftung, packten im August die Koffer, um nach Peru auf den casayohana-Campus zu reisen. Wir haben bei den beiden nachgefragt.   

Anna: Hallo Annette, Hallo Friedemann, danke, dass ihr euch für meine Fragen nehmt. Sagt mal, warum habt ihr euch gerade diesem Jahr nach Peru aufgemacht? Gab es einen besonderen Anlass?  

Der Anlass: Die Veränderungen auf dem Campus und die Menschen

Annette: Natürlich, auf der einen Seite, um meine Schwester mal wieder zu besuchen, zu sehen und zu unterstützen - aber als Leitung der Öffentlichkeitsarbeit der Stiftung ist es absolut notwendig, zu sehen, zu erleben, wie, wo, was in casayohana läuft - wie die Wirklichkeit vor Ort aussieht, und welche Fortschritte gemacht wurden, welche Bedürfnisse aufgetreten sind. Zudem haben wir ja das neue Gelände noch nicht gesehen, weil die Corona Pandemie und dann unser Wasserschadendrama uns einen Strich durch die Rechnung machte. Also seit 2018 haben wir gewartet - jetzt endlich konnten wir fliegen! Wie schön! 

Anna: Das kann ich gut nachvollziehen. Bei so viel Wartezeit war die Vorfreude bestimmt extra groß: Worauf habt ihr euch denn in Peru am meisten gefreut? 

Friedemann: Am meisten gefreut habe ich mich die Menschen zu sehen und ihre Freundlichkeit zu erleben, unsere Patenkinder kennenzulernen und die Familien und Kinder, die wir ja schon seit 9 bzw. 6 Jahren kennen, wiederzusehen, ihre Entwicklung und auch ihre Bedürfnisse.  

Anna: Was ist euch denn von euren letzten Besuchen besonders in Erinnerung geblieben? 

Annette: Die unglaubliche Herzlichkeit, Dankbarkeit und Gastfreundschaft der Menschen hier bei casayohana, die so wenig zu haben scheinen, aber ein riesengroßes Herz. 

Das Reisegepäck: Foto, Zwiebellook und Sonnenschutz

Anna: Das klingt wirklich sehr schön. Was muss denn unbedingt mit in den Reisekoffer? 

Friedemann: ein Fotoapparat, denn die Landschaft hier ist atemberaubend schön! Dann aber auch Zwiebellook und Sonnencreme Faktor 50 – denn: die Sonne hat durch die Höhe eine unglaubliche Kraft, es gibt hier ja so gut wie keine Ozonschicht mehr, doch zugleich sind Temperaturen im Schatten empfindlich kühl. Beides ist wichtig.  

Anna: Wie war eure Anreise und euer Ankommen in casayohana?   

Annette: Die Anreise mit unserem Taxifahrer und Freund Caesar von Cusco aus war einfach prima und vertraut. Es gab einen kleinen Zwischenfall bei einer Polizeikontrolle, die uns nicht weiterreisen lassen wollte, weil wir von der Einreise keinen Stempel im Reisepass hatten. Doch seit Corona gibt es den nicht mehr, was der Polizist nicht wusste. Er wollte Geld, hat aber nicht mit Bine gerechnet. Die hat knallhart verhandelt und nach einem Telefonat seinerseits mit der nächsten Dienststelle musste er uns kleinlaut fahren lassen. Punkt für uns. 

Anna: Glückwunsch. Freut mich, dass ihr doch gut angekommen seid. Was ist euch als erstes aufgefallen in Peru?  

Friedemann: In Peru allgemein: Nichts ist so sicher wie, dass nichts sicher ist - es gibt hier keine Rechtssicherheit wie in Deutschland - alles kann unterwandert werden durch Korruption und von einer Sekunde auf die andere anders sein – das zeigte besonders auch der Zwischenfall bei der Polizeikontrolle. 

Anna: Und in casayohana

Annette:  Das war so schön. Alle haben sich gefreut uns zu sehen und das neue Gelände ist noch viel größer und Bines Wohnung noch viel schöner als auf allen Bildern! 

Anna: Das freut mich riesig. Klingt nach einem tollen Wiedersehen: Wie lief das denn genau ab, nachdem man sich so lange nicht mehr gesehen hat? 

Annette: Bines peruanische Familie hatte uns schon erwartet, sie waren total herzlich – so als wären wir nie weggewesen und gehörten einfach dazu! 

Veränderungen: Wachstum - Wunder - Herausforderungen

Anna: Was hat sich denn seit eurem letzten Besuch am meisten verändert? 

Friedemann: Die Arbeit von casayohana ist unglaublich gewachsen, sehr strukturiert und organisiert. Wir hatten ja 2017/18 nur das Grundstück gesehen. Jetzt stehen darauf drei wirklich große Gebäude. Es gibt eine Art Gewächshaus, eine Handwerkerei, Kleintiere und zwei Hunde, die das Gelände bewachen. Es werden jeden Tag um die 50 Personen von außen empfangen, haben Therapien, Schule, Untersuchungen, Gespräche, und vieles mehr. 2017/18 arbeiteten vielleicht 4-6 Leute hier, jetzt ca. 30, davon bestimmt 20 Peruaner, 4 Missionarinnen, dazu Kurzzeitler/innen und Ehrenamtliche. Das ist überwältigend! Der Bedarf an Hilfe ist enorm gewachsen - auf der Warteliste stehen rund 400 Kinder bzw. Familien. Das hätten wir niemals erwartet. casayohana ist hier mittlerweile auch bekannt geworden. Bürgermeister, Schulen und staatliche Institutionen haben Kooperationen begonnen. Das ist eine enorme Veränderung und zugleich eine Herausforderung - denn eigentlich sind die Gebäude schon wieder zu klein für den ganzen Betrieb.  

Anna: Wow, da ist ja wirklich wahnsinnig viel passiert in so kurzer Zeit. Wie würdet ihr die Veränderungen denn bewerten? 

Friedemann:  Die Entwicklung ist erstaunlich, ein großes Wunder und wir sehen hier den Segen und die Liebe Gottes. Und klar, die Veränderungen sind gut und wirklich notwendig. Sie zeigen, dass die Arbeit auf gutem Boden steht. Sie beinhalten also auf der einen Seite große Chancen und viele Möglichkeiten für die Zukunft, z.B. in Sachen Bildung und Schule, Notfallversorgung, Zusammenarbeit mit offiziellen Stellen oder in Sachen Klimaschutz und Umwelt. Das ist prima. Aber es gibt auch eine andere Seite, nämlich dass man nur ganz schwer Grenzen setzen kann, weil der Bedarf riesig, die Not einfach so groß ist. Wo also soll oder kann man einfach nicht mehr helfen, weil der Platz fehlt oder Geld und Kraft nicht ausreichen? Das sind schwierige Fragen.  

Anna: Was habt ihr während eures Aufenthalts alles gemacht?  

Annette: Unser Aufenthalt bestand aus einer Woche Urlaub in Arequipa und die übrigen drei Wochen bei casayohana: Arbeitsbereiche kennenlernen und Unterstützung bei Hauswirtschaft, Kinder, Begleitung bei verschiedenen Aktionen im Hochland (z.B. Wasserfilterverteilung an Grundschulen ohne sauberes Trinkwasser mit der örtlichen Behörde ..oder psychologischer Workshop mit Eltern an einer Schule zum Umgang mit Jugendlichen in der Pubertät) und Bilder machen und Filmchen drehen für die Öffentlichkeitsarbeit der Stiftung. 

Anna: Klingt nach einem vollen Programm. Was war denn das Highlight eures Aufenthalts? 

Annette: Das eine Highlight gab es eigentlich gar nicht! Es gab viele kleine und große Wundermomente: ein Lächeln eines schwer behinderten Kindes, die dankbare Umarmung einer Mutter, die Gemeinschaft beim Lobpreis im Gottesdienst mit allen im Projekt, die dankbar leuchtenden Kinderaugen über warme Kleidung, Wasserfilter und einen Lolly, die unglaublich tolle Landschaft zu erleben … 

Anna: Gab es auch eine Erfahrung, auf die ihr verzichten hättet können? 

Friedemann: Ja, die gab es:  wir hatten alle drei eine schwere Erkältung in den ersten beiden Wochen.  Darauf hätten wir alle gerne verzichtet! 

Anna: Jetzt seid ihr ja schon eine Weile wieder in Deutschland: Was habt ihr von eurem Peru-Aufenthalt mitgenommen?  

Fazit und Mitbringsel: Jedes Engagement hilft!

Annette & Friedemann: Zum einen einen Koffer voll mit Ideen, Bildern und Utensilien für die Arbeit in der Stiftung: Spiele, Alpakas, Meerschweinchen, Freundschaftsbänder usw. Zum anderen auch Motivation für alle Aufgaben hier; denn wir haben hautnah erlebt, dass alles, was wir tun, im Leben der Kinder sehr gut angelegt ist. Wir haben gesehen, dass jeder Cent hilft, ein würdevolles Leben, Selbstbestimmung und Zukunft zu ermöglichen. Aber vor allem die Erinnerung an bewegende Momente und an die unglaubliche Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Menschen in der casayohana-Familie. 

Anna: Danke für eure Zeit und das Interview. 

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