„Ohne Panikmache“: Mit diesen Worten forderte der peruanische Premierminister Gustavo Adrianzén die Bevölkerung auf, ruhig zu bleiben, als im Mai dieses Jahres eine neue Studie zur steigenden Armut in Peru veröffentlicht wurde. Zuvor hatte die Regierung unter Präsidentin Dina Boularte noch versucht, die Veröffentlichung zu verzögern oder gar zu verhindern.
Dabei bieten die Zahlen allen Grund zur Panik – sie sind mehr als alarmierend.
Auswirkungen der Pandemie
Vor der Pandemie hatte sich die wirtschaftliche Situation in Peru stetig verbessert: Zwischen 2004 und 2016 ist die Armut von 60 Prozent auf 20 Prozent gesunken. Doch die Corona-Pandemie hat das Land besonders hart getroffen. Peru lag in der Sterblichkeitsstatistik weltweit auf Platz eins. 30 Prozent der Peruanerinnen und Peruaner rutschten in die Armut ab. Bis heute hat sich das Land nicht von den Folgen der Pandemie erholt – im Gegenteil, die Lage verschlimmert sich zunehmend.
Ein Drittel der Bevölkerung lebt in Armut
Studien zufolge leben derzeit fast 10 Millionen Peruanerinnen und Peruaner in Armut (zum Vergleich: In Peru leben rund 30 Millionen Menschen), davon fast zwei Millionen Menschen in extremer Armut. Ob jemand als arm gilt, wird anhand des Konsums von Lebensmitteln und Nicht-Lebensmitteln gemessen. Dazu zählen zum Beispiel auch Wohnung, Kleidung, Bildung, Gesundheit und Mobilität. Im Jahr 2023 hat ein durchschnittlicher Bürger dafür ca. 111 Euro im Monat ausgegeben – extrem arme Personen haben dafür allerdings nicht einmal 60 Euro monatlich übrig.
Während Lebensmittel aufgrund der Inflation um 16 Prozent teurer geworden sind, verdienen die Einwohnerinnen und Einwohner Perus nur 4,5 Prozent mehr. Vor allem wichtiges Essen wie Reis, Tomaten, Zwiebeln, Eier und Zitronen können sich viele nicht mehr leisten.
Eine Verbesserung der Lage ist nicht in Sicht: Viele Menschen sind arbeitslos, wodurch sich nicht nur die Armut verstärkt, sondern auch die jetzt schon bestehende Ungleichheit im Land.
Schwere Folgen für Indigene und Kinder
Denn: Besonders die indigene Bevölkerung ist von der Armut betroffen. Hier ist der Anteil der Armen um 7 Prozent höher als im Rest der Bevölkerung; die extreme Armut ist sogar doppelt so hoch. Am schlimmsten trifft es dabei jedoch die Kinder. Fast die Hälfte der unter sechs-Jährigen leben in Armut; bei den sechs- bis elf-Jährigen sind es fast 40 Prozent.
Welche Folgen das haben kann, ist im ganzen Land sichtbar. Die Familien können ihre Kinder nicht mehr angemessen ernähren, was zu einer chronischen Unterernährung führen kann. Daraus folgt oft eine sogenannte Anämie, unter der vor allem Säuglinge und Kinder unter drei Jahren leiden. Auch im Bundesstaat Apurimac, wo wir von casayohana tätig sind, sind mehr als die Hälfte der Kinder unter drei Jahren davon betroffen. Durch einen Mangel an roten Blutkörperchen wird weniger Sauerstoff im Körper transportiert, was besonders in den ersten Lebensjahren bleibende Schäden hinterlässt. Viele der betroffenen Kinder leiden unter Entwicklungsstörungen, die sich in kognitiven und motorischen Einschränkungen sowie schlechteren Leistungen in der Schule äußert.
Das Volk der Quechua aus den Hochanden wird ohnehin schon in vielen Aspekten benachteiligt – die Menschen finden schwieriger Arbeit und werden in der Gesellschaft als „weniger wert“ angesehen. Die große Armut hat deshalb noch einmal mehr Auswirkungen auf diese Personengruppe. Weitere Informationen zur Geschichte der Quechuas können Sie hier nachlesen.
Es liegt jetzt an der Regierung, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Wege aus der Armut zu finden, gestaltet sich jedoch schwieriger als gesagt. Die Grundversorgung sicherzustellen wäre allerdings ein erster Schritt – dazu zählen zum Beispiel sauberes Trinkwasser und ausreichend Nahrung.
casayohana hilft
Wir bei casayohana versuchen, die Konsequenzen der steigenden Armut abzufedern und unsere Familien zu unterstützen, wo es geht. Mit unseren vielfältigen sozialen Angeboten, unserer Früh- und Schulförderung, dem Studentinnenprogramm, den Erwachsenenschulungen, den psychologischen Begleitungen und Behandlungsangeboten wollen wir besonders den betroffenen Kindern und Familien helfen und eine Perspektive bieten. Aber auch wir sind von der Inflation und der schwierigen wirtschaftlichen Lage betroffen.
Deshalb sind wir dringend auf Ihre Hilfe angewiesen: Hier finden Sie eine Übersicht, wie Sie uns dabei unterstützen können, unsere Familien zu versorgen und somit einen Beitrag zu leisten, dem Land und seiner Bevölkerung aus der Armut zu helfen.